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Der Aufbau der Hufkapsel
Das Saumband bildet den Übergang zwischen dem Fell und dem Hornschuh, verbreitert sich zum Ballen hin und geht in den Strahl über. Es besteht aus weicherem, hellem Horn, das sehr wasseraufnahmefähig ist. Vom Kronrand her liegt es auf der Hufwand auf und schiebt sich nach unten. Das Saumband soll vor allem ein zu starkes Austrocknen des Wandhornes verhindern und wird daher auch „Glasurschicht“ genannt. Bei nassen Bodenverhältnissen quillt der Hornsaum auf, so dass ein breiter, weißlich-grauer Wulst unter dem Kronrand entsteht.

Die Hornwand (Hornplatte) wird unterteilt in die Zehenwand, Seitenwand und Trachtenwand



Der Wandaufbau der Hornplatte ist dreischichtig: Die äußere Glasurschicht (Saumhorn), die dicke mittlere Schutzschicht (Kronhorn) und die innere Verbindungsschicht (Wandhorn)

Die Glasurschicht ist eine dünne Hornschicht aus Röhrchenhorn, die die Hornplatte umschließt. Sie verhindert das Austrocknen des Hornschuhs und sorgt für das glatte, glänzende Aussehen der Hufkapsel. Wird die Glasurschicht infolge äußerer Umstände abgeschmirgelt (rauer Boden, Sand), verliert der Huf seine Glätte und bekommt ein raues Aussehen.

Die Schutzschicht ist der tragfähigste Teil der Hornplatte und wird aus Röhrchenhorn geformt. Sie ist im Zehenbereich dicker (bis zu 15mm)und wird zu den Trachten hin und im Eckstrebenbereich dünner, wodurch die Beweglichkeit im hinteren Abschnitt der Hufkapsel zunimmt.
Die Dicke der Schutzschicht hängt von der Breite des Kronwulstes ab. Somit haben weite Hufe eine dickere aber dafür weichere Wand, da die Anzahl der Kronlederhautzöttchen immer ungefähr gleich ist: wird der Kronenwulst weiter, wird auch der Raum zwischen den Zöttchen weiter. Die Zwischenräume bestehen aus einem weicheren Zwischenröhrchenhorn.
Die Schutzschicht kann pigmentiert oder unpigmentiert sein. Helle Hufe sind nicht weniger hart als dunkle Hufe, auch wenn oft das Gegenteil behauptet wird. Sie zeigen keinerlei Unterschiede in ihren physiologischen Eigenschaften noch bei ihrem Verhalten bei Belastung.

Die Verbindungsschicht reicht vom Kronrand bis zur Sohlenfläche und besteht aus Blättchenhorn. Diese sind mit den Blättchen der Wandlederhaut eng verzahnt und verbinden so die Hufkapsel mit den innen liegenden Strukturen des Hufes. In dieser Verbindung ist das Hufbein regelrecht „aufgehängt“; sie wird daher auch als „Hufbeinträger“ bezeichnet. Die etwa 600 primären Hornblättchen der Verbindungsschicht greifen zwischen die primären Lederhautblättchen. Jedes Primärblättchen trägt ungefähr 100 kleine Sekundärblättchen, die für eine weitere Verbindung von Hornschuh und Lederhaut sorgen.


Die weiße Linie (Zona Alba) stellt die Verbindung zwischen Hornplatte und Hufsohle dar. Sie weist eine gelb-bräunliche Färbung sowie ein lamellenartiges Aussehen (helle und dunkle Streifen) auf. Wenige Millimeter distal der Hufbeinspitze wird an den endständigen Zöttchen der Wandlederhaut das weiche Füllhorn der weißen Linie gebildet. Das Horn der weißen Linie besteht aus zwei verschiedenen Horntypen (Röhrchen- und Blättchenhorn) und ist daher weicher als das Horn der Umgebung. Die hellen Streifen stellen die herabwachsenden Hornblättchen der Verbindungsschicht dar, die dunklen Streifen besitzen eine Röhrchenstruktur. Mit dem Füllhorn der weißen Linie werden die Spalten zwischen den Hornblättchen abgedichtet.

Diese barrierehafte Abdichtung schützt die empfindlichen Lederhautblättchen und schützt vor aufsteigender Keimbesiedelung und Wasserdurchtritt.
Die weiße Linie ist anfällig für bakterielle Zersetzung, wobei es zu Erkrankungen kommen kann (White Line Disease). Aufsteigende Infektionen können bei Erreichen der Lederhaut zur Ausbildung eines Hufabszesses führen. Die weiße Linie hat ferner für den Hufbeschlag eine besondere Bedeutung, da hier die Hufnägel angesetzt werden.

Die unpigmentierte Schicht (Water Line) wird von der Epidermis als pigmentfreies sogenanntes Kappenhorn gebildet. Der etwa 1mm breite helle Hornstreifen stellt die Verbindung zwischen der weißen Linie und der Schutzschicht her. Aufgrund ihres Aussehens wird sie oft fälschlicherweise als „weißen Linie“ bezeichnet.

Die Sohle stellt den größten Teil der Grundfläche des Hufes dar und füllt den gesamten Raum zwischen Hufplatte und Strahl. Sie schützt das Innere des Hufes gegen Druck und unphysiologische Einflüsse vom Boden her. Der Bereich zwischen Eckstrebe und Trachtenwand wird als Sohlenschenkel bezeichnet.

Die Sohle besteht aus Röhrchen- und Zwischenröhrchenhorn und ist ca. 6-10mm dick. Mit einem Wachstumswinkel von etwa 45° sind die Sohlenröhrchen parallel zu den Wandröhrchen ausgerichtet. Wenn die Röhrchen eine gewisse Endlänge erreicht haben, blättern sie ab. Durch diese Abschuppung entsteht das (bröselnde) Zerfallshorn.

Die Sohle ist leicht konkav entsprechend dem Hufbein geformt. Die Sohlenwölbung ist an den Hinterhufen meist stärker ausgeprägt als am Vorderhuf; dies variiert jedoch auch bei den verschiedenen Rassen. Die Aufrechterhaltung der normalen Sohlenwölbung ist wichtig, da sie eine Voraussetzung für den Hufmechanismus ist.
Die Sohle trägt nur im Bereich nahe der weißen Linie Gewichtslast. Jedoch wird sie einer Gewichtsbelastung von innen ausgesetzt, die über die Lederhaut von der Sohlenfläche des Hufbeines übertragen wird.
Eine gut ausgebildete, gesunde Sohle ist (je nach Bodenverhältnissen) leicht mit Zerfallshorn bedeckt. Des schönen und sauberen Aussehens wegen wird sie oft unnötigerweise ausgeschnitten, bis sie entsprechend aussieht und dem Druck des Daumens nachgibt. Wenn die Sohle funktionsfähig bleiben soll, muss ihre schützende Dicke erhalten bleiben und jedes Ausschneiden ist abzulehnen.

Die Sohlenschwiele ist ein Sohlenhornmaterial, das sich im um den Rand des Hufbeines ausstreckt. Sie bietet der Hufbeinspitze Schutz und Unterstützung innerhalb der Hufkapsel und besteht aus einem harten Sohlenmaterial.

Die Sohlenschwiele sollte bei einem gut balancierten und gesunden Huf der Abrollpunkt sein.


Der Strahl ist eine keilförmige, im Querschnitt w-förmige Gewebsmasse. Seine breite Basis sitzt zwischen den Eckstreben im hinteren Bereich des Hornschuhs; er erstreckt sich nach oben und zu den Seiten und verschmilzt dort mit den Ballen. Die nach vorne gerichtete Strahlspitze ist abgerundet und befindet sich kurz vor der weitesten Stelle des Hufes. Zu den Eckstreben hin befinden sich beidseitig die seitlichen Strahlfurchen. In der Mitte der Basis befindet sich die mittlere Strahlfurche. Diese bildet nach innen zur Lederhaut hin eine Vorwölbung, den sogenannten Hahnenkamm.

Die Konsistenz des Strahls ist hartgummiartig; er besteht aus weichem, elastischem Röhrchen- und Zwischenröhrchenhorn. Bei ausreichend Abnutzung schilfert der Strahl wie die Sohle ab.
Ein gesunder Strahl bekommt bei jedem Schritt Bodenkontakt. Der w-förmige Querschnitt erlaubt eine stoßbrechende Funktion. Der Strahl kann Erschütterungen des Hufes in zwei Richtungen aufnehmen. Die beim Auffußen des Hufes auf den Boden entstehende Stoßkräfte werden vom Strahlgewebe absorbiert. Kräfte, die distal von der Knochenlinie her kommen, werden über das Hufkissen und die Hufknorpel umgeleitet. Bei Bodenkontakt bietet der Strahl der Knochenlinie Unterstützung beim Auffußen. Wenn der Huf in weichem Boden wegrutscht, fungiert die Keilform des Strahls als Bremse. Er ist am guten Blutumfluss des Hufes beteiligt und dient ebenfalls als Tastorgan.
Erfährt der Strahl keinen Bodenkontakt, atrophiert er und bildet sich zurück. Dadurch wird der Huf im Trachtenbereich enger und ein Zwanghuf entsteht.


Die Trachten verlaufen von der weitesten Stelle des Hufes bis zu einer mehr oder weniger scharfen Kante (Trachtenkante) am Ende der Hufkapsel und gehen dann in die Eckstrebe über. Der Übergang der Trachte in die Eckstrebe wird Trachten-Eckstrebenwinkel genannt. Die Trachtenkante befindet sich auf Höhe der breitesten Stelle des Strahls, die Höhe der Trachten ist niedrig. Im Bereich der Trachten ist die Bewegung der Hufkapsel am stärksten. Die Stärke der Trachtenbewegung ist von der Form des Hufes ebenso abhängig wie von der Beschaffenheit des Bodens. Sie ist bei weiten Hufen und auf hartem Boden stärker. Der Trachtenwinkel sollte höchstens bis zu 5° vom Zehenwinkel abweichen.

Die Eckstreben sind ein Teil der Hornwand und ebenso hart. Sie entstehen an der Umbiegestelle der Trachtenwand zur Eckstrebenwand, verlaufen in gerader Linie entlang des Strahls und reichen bis zur weitesten Stelle des Hufes. Die Eckstrebenwand ist zwischen den seitlichen Strahlfurchen und der Sohle eingeschoben. Sie bestehen aus Blättchenhorn und besitzen eine undeutliche weiße Linie. Der von der Eckstrebenwand und der Trachtenwand gebildete Winkel wird Eckstrebenwinkel genannt. Bei engen Hufen ist er kleiner als bei Weiten. Die Eckstreben sind, wie ihr Name schon sagt, eine Stütze des hinteren Hufteils. Ist das Gleichgewicht zwischen Wachstum und Abnutzung gestört, werden die Eckstreben länger und legen sich über Sohle.


Als Ballen (Hornballen) wird der Bereich des verbreiterten Saumbandes bezeichnet, das den hinteren, offenen Hufteil abschließt. Die beiden Strahlschenkel setzen sich in den Hornballen fort, der in einen medialen und einen lateralen Ballen eingeteilt wird. Zwischen diesen beiden liegt die Ballenfurche mit der Ballengrube. Der Hornballen besteht aus Röhrchen- und Blättchenhorn; dass weiche Horn kann durch Nageltritte oder Eintritte des Hinterhufes sehr leicht verletzt werden.
Das „Ballenhäutchen“ zeigt das tatsächliche Strahl- und Trachtenende sowie die tatsächliche Trachtenhöhe des jeweiligen an. Es befindet sich dort, wo das verbreiterte Saumband in den Strahl übergeht.



©Manu Volk


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