Der Weg zum natürlich gesunden und leistungsstarken Huf
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Problemhufe
Wer an einer bestimmten Bearbeitungstheorie festhält, verhindert, dass etwas, was scheinbar unmöglich ist, möglich wird
Immer wieder erhalte ich Anfragen von verzweifelten Pferdebesitzer*innen zu der Hufsituation ihrer Pferde. Oft sind die Hufe in einem miserablen Zustand und dieser Zustand wurde meistens von einem oder mehreren Hufbearbeiter*innen verursacht. Mich macht es immer wieder fassungslos und wütend, wenn ich die Leidensgeschichte erzählt bekomme, die leider sehr oft schon über Jahre besteht. Und am Ende heißt es immer: da kann man nichts mehr machen, lass das Pferd einschläfern.
Dann stehst du vor einem Pferd mit bis zu 10 cm hohen Trachten und einer noch längeren deformierten Zehe.

chronische Rehehufe mit hohen Trachten und "schnabelnder" langer Zehe. Diese "Problemhufe" entstanden durch dem Huf nicht gerechte Bearbeitung über mehrere Jahre


Die vorherigen Hufbearbeiter*innen (und immer ist eine*r dabei, die/der sich für den größten aller Profis hält) haben ein wenig rumgeraspelt, die Situation hat sich immer weiter verschlechtert und schließlich wird aufgegeben. Ganz mies wird es, wenn der Hufbearbeiter*in nicht sieht, dass er die miserable Hufsituation selbst (mit)verursacht hat und die Verantwortung nach Außen abschiebt. Dann fallen Aussagen wie "der hat halt eine schlechte Stellung" oder "das ist ein chronischer Rehehuf, da kann man nichts machen".

Es wurde immer nur "ein bisschen" am Huf herumgeraspelt und "ein bisschen" die Zehe abgestreckt - das reicht nicht und das Pferd wird in seinem Leid festgehalten!!!!


Ich könnte immer wieder kotzen (man verzeihe mir meine Ausdrucksweise, aber es ist einfach zum (ab)kotzen), wenn ich wieder vor einem leidenden Pferd stehe, weil sich jemand an die erlernte Bearbeitungstheorie gehalten hat und nicht zugeben kann, dass er/sie es einfach nicht besser weiß und sich auch nicht traut.

Das ist das Problem der sogenannten "Problemhufe": der Bearbeiter/die Bearbeiterin ist von einer jeweiligen Bearbeitungstheorie und von sich selbst so überzeugt, dass sie einer anderen Möglichkeit nicht einmal den Raum geben können, möglich zu werden. Jeder, der in dem starren Rahmen von Theorien festhält, hält gleichzeitig das Pferd in der jeweiligen Hufsituation fest und verhindert, dass sich der Huf/das Pferd entwickeln können.

Die Sohlenansicht zeigt die Vernachlässigung durch die Hufbearbeitung: hohe Eckstreben, die die Sohle in mehreren Schichten überwuchert und nach vorne über die Zehe wuchert. Eine weiße Linie ist nicht mehr zu erkennen.


In den meisten Fällen wird der tatsächliche Zustand des gesamten Hufes ignoriert. Nur wer ein Bild davon hat, wie es im Inneren der Hufkapsel aussieht, versteht, was es braucht, damit der Huf sich regenerieren kann. Der Huf ist ein lebendiges Wunderwerk der Natur!! Meine Aufgabe als Hufbearbeiter ist es, das Gesamtbild zu sehen und dementsprechend zu reagieren!
Wir Hufbearbeiter sind es, die die passenden Anreize von Außen geben, damit der Huf sich im Inneren regenerieren kann. Auch hier findet der Wandel immer "von innen nach außen statt".

Die langen Eckstrebenwände werden gekürzt und das die Sohle überwuchernde Eckstrebenhorn entfernt, die Trachten werden so weit es der Huf vorgibt zurückgesetzt. Im Zehenbereich ist zu erkennen, wie die Sohle über die Zehe gewachsen ist.


die Zehe wird von unten wie von Außen soweit gekürzt, ohne die Stabilität des Hufes zu schwächen



Wichtig ist es auch, die Pferdebesitzer aufzuklären, wie es im inneren des Hufes aussieht und welche Schritte man gemeinsam unternimmt, damit sich die Gesamtsituation verbessern kann. Fütterung, Haltung und eine physiotherapeutische Begleitung (die Pferdebesitzer mit Jim Mastersons "Körperarbeit für Pferde" unterstützen können) sind genauso wichtig wie eine regelmäßige Hufbearbeitung.

Einblutungen in der Sohle, die von der überlangen Zehe und den davon bedingten ständigen Zerrungen an den verletzten Lederhäuten kommen. Die gelben Einfärbungen sind Anzeichen chronischer Entzündungen und Reizungen durch die völlig deformierte Hufkapsel.

Bei jeder Bearbeitung muss man die richtigen Anreize für den Huf setzen, damit er sich Stück für Stück soweit wie Möglich regenerieren kann. Das nimmt in der Regel Monate in Anspruch, in denen es immer wieder Rückschläge gibt. Auch darüber muss man die Pferdebesitzer aufklären. Auch kann es immer wieder zu Hufgeschwüren und Lederhautentzündungen kommen.

Mein Vertrauen in den Huf und seine Fähigkeit zur Regeneration ist größer wie mein theoretisches Wissen über den Huf und Hufbearbeitungstheorien. Das hilft mir, mich selbst in den Hintergrund zu stellen und einfach dem zu folgen, was der Huf vorgibt.
Für mich gibt es keine "Problemhufe". Wir, die Menschen, sind mal wieder das Problem. Unser nicht "artgerechter" Umgang mit den Pferden und den Hufen sind die Ursache von "Problemhufen" - genauso wie von "Problempferden" ... so ehrlich sollten wir zu uns selbst sein.
Es ist Zeit für die Pferde, die kollektive Beschränktheit, was die Hufbearbeitung angeht, aufzugeben!!
Ein Unmöglich ist niemals Unmöglich! Ein Unmöglich ist einfach nur deine Wahl, nicht daran zu glauben und so wird das unmögliche immer mächtiger.
©Manu Volk



"Artgerecht ist nur die Freiheit" Hilal Sezgin

Danke an Jürgen und Carsten für Euer Vertrauen!

Ich bitte davon abzusehen, mir ungefragt Bilder per Mail oder WhatsApp zukommen zu lassen!!


Seminarreihe Natural Hoof Balance

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